Lernen lernen: visuelle Fähigkeiten im Alltag

Bildhaftes Wahnehmen, Verarbeiten und Erinnern ist für erfolgreiches Lernen in nahezu allen Fächern und Fertigkeiten von wichtiger und zum Teil zentraler Bedeutung. In der Lerntherapie oder dem Lerncoaching arbeiten wir viel inhaltsspezifisch, das heißt, gezielt an dem Leistungsbereich, der Schwierigkeiten bereitet. Neben speziellen Aufgaben für Zuhause können visuelle Fähigkeiten auch einfach im Alltag gestärkt werden.

  • Sachen, Tiere, Menschen vorstellen, die man mag, wenn sie gerade nicht da sind und einander beschreiben (Farbe, Form, Lage, Umgebung, Körperhaltung usw.)
  • bekannte Wege im Kopf »gehen«, z. B. durchs Zimmer, durch die Wohnung, zum Freund, zur Oma, usw.. Merkmale, Richtungswechsel u. ä. am Weg beschreiben
  • Sachen, Tiere, Menschen ausdenken (Schwan mit roten Punkten, bunt bemaltes Haus, fliegende Stühle, Raumschiffe, usw. – Phantasie ist gefragt und erlaubt)
  • Buchstaben/Zahlen mit dem Körper darstellen
  • Druckbuchstaben (klein/groß) groß auf eine Karteikarte schreiben – gemeinsam schauen, wonach es aussieht, z. B.
    • X (Hampelmann, Kreuzung, …)
    • h (Stuhl, …)
    • i (Streichholz, …)
    • 2 (Schwan, …)
  • Gestalten finden in z. B. Wolken, Rissen einer Mauer, Holzstrukturen usw.
  • Lösungen ausdenken (z. B. vom Bett aus die Tür aufmachen), vorstellen, wie kann das gehen, in der Vorstellung experimentieren. Es gibt dabei weder richtig noch falsch, jede Idee ist gut. Fragen, die von selbst auftauchen (wie geht …?) können dafür aufgegriffen werden
  • Vorgänge (ein Vogel schlüpft aus dem Ei, ein Baum wird gepflanzt, Zähne putzen, …) vorstellen und den Ablauf beschreiben
  • Werbung (unterwegs) anschauen (wie sieht es aus, gefällt es mir, schon vorher gesehen, …) sich später nochmals daran erinnern
  • etwas bauen (3-dimensional, auch: nach Vorlage), puzzlen, Memory spielen
  • »Ich sehe was, was Du nicht siehst …« spielen
  • Bilderbücher in Ruhe betrachten oder auch Landkarten im Atlas, beschreiben
  • beim Ausräumen der Spülmaschine oder des Einkaufskorbes Gegenstände nach bestimmten Merkmalen aufreihen (Töpfe nach Größe, Tassen nach Farbe, Besteck nach Form …)
  • Gläser »halb« füllen oder mehr als halb, weniger als halb.
  • gemeinsames einkaufen – Kind holt nach Beschreibung bestimmtes Gemüse, Obst, usw.
  • Kleidung im Schrank nach selbst bestimmten Merkmalen sortieren – Farbe, Muster, Art, …
  • auf einem Spaziergang sich gemeinsam umschauen, Blätter sammeln, Käfer und Vögel beobachten und (Zuhause) in Büchern bestimmen
  • Zuhause oder unterwegs: alles finden das rund ist, 3-eckig, rot, usw.
  • Fotografieren, vorher das Motiv im Sucher »gestalten«

Bei all diesen Anregungen spielt das Sehen eine wichtige Rolle. Es gibt nicht richtig / falsch, jede Idee/Vorstellung ist gut. Spielerisch und locker, mit Spaß und Neugier.

Mit der Zeit fällt es immer leichter, den Alltag ganz selbstverständlich mit Anschaulichem zu bereichern.

Ähnliche Beiträge

Die Balance halten – Lernen und Pausen

Ebenso wichtig für erfolgreiches Lernen sind neben effektiven Lernphasen auch Mußezeiten. Gemeint sind hier nicht außerschulische Termine für Musik oder Sport. Gemeint sind echte Frei-Zeiten. Ruhe von Verpflichtungen […]

Mehr erfahren

Gegen Stress – Stärken des Kompetenzgefühls

„Wie wird man in einem Fluss mit Stromschnellen, Strudeln und anderen potenziellen Gefahren ein guter Schwimmer?“ (Antonovsky, 1997) Der Medizinsoziologe Antonovsky entwickelte das Konzept der »Salutogenese«. Es zeigt […]

Mehr erfahren

Wenn Rechenhilfen nicht weiter bringen

Für’s Lernen gibt es zahlreiche Hilfsmittel, insbesondere im Bereich »Rechenhilfen« wird vielfältiges Anschauungsmaterial verwendet. Nicht immer hilft das den Schülerinnen und Schülern. Im Gegenteil: gerade Kindern, die noch […]

Mehr erfahren