Wie lernt es sich am besten? Bei vielen Antworten auf diese Frage steht die Vermittlung von Lernstoff und Üben im Mittelpunkt. Von großer Bedeutung ist jedoch ein weiterer Punkt: Die Qualität des Kontaktes zwischen Schüler*in und Lehrkraft. Sie kann entscheiden über Lernerfolg und Lernfreude.
So hat der neuseeländische Pädagoge John Hattie erstmals eine Forschungsarbeit vorgelegt, die die Bedeutung von 138 Einflussfaktoren für Lernerfolg gewichtet. In seiner pädagogischen Konzeption steht die Lehrperson im Mittelpunkt der Wirksamkeit von Unterricht (John Hattie: Visible Learning, 2009; deutsch: Lernen sichtbar machen, 2013) – gemeinsam erfolgreich lernen.
Auch Dr. Helga Breuninger (Klinische Psychologin, Lerntherapeutin) und Klaus Seifried (Lehrer, Diplom-Psychologe, Psycholog. Psychotherapeut, Schulpsychologiedirektor i. R.) betonen: »Unterrichten ist
vor allem Beziehungsarbeit.« Es wird als Aufgabe der Lehrkräfte gesehen, Kindern und Jugend-
lichen durch persönliche Präsenz (verstanden als empathische Verbindung in einer offenen, nicht
bewertenden, achtsamen und resonanten Haltung) Orientierung zu geben (Praxis Schulpsycholgie, BDP, April 2025).
»Mit „intus 3 beziehungslernen“ haben Helga Breuninger und Wilfried Schley als klinische Psycholog*innen ein Trainingsprogramm für diese resonante Haltung entwickelt (Schley/Schratz, 2023).« (ebd.). Grundlegend sind in diesem Modell 4 Grundhaltungen: Akzeptanz (der Situation bzw. des Verhaltens der Schüler*innen), Intuition (Verhalten der Schüler*innen wahrnehmen, verstehen und nicht direkt bewerten), Empathie (Was brauchen Schüler*innen? Was brauche ich?) und Potenzialblick (statt Defizitblick den Blick auf die Stärken und Ressourcen von Schüler*innen richten).
Ziel in Lernsituationen sind wertschätzende Beziehungen zwischen den Lehrenden und den Schüler*innen, von denen letztlich alle profitieren und gerade auch Lehrkräfte in ihrem Arbeitsalltag entlasten. Machtkämpfe, Strafen, Auseinandersetzungen – es ist verständlich, dass sich Lehrkräfte oftmals erschöpft fühlen.
Empfehlung: Die Helga Breuninger Stiftung hat einen Grundkurs Beziehungslernen als Selbstlerntraining für Lehrkräfte kostenfrei auf HPI open gestellt: open.hpi.de/courses/beziehungslernen2024
Das, was hier für Lehrkräfte in der Schule beschrieben wird, hat seine Bedeutung auch beim Lernen zwischen Eltern und ihren Kindern. Der Praxisalltag in meiner Fachpraxis zeigt, wie wertvoll, förderlich und entlastend es sein kann, neben den konkreten Lernthemen bei Bedarf auch die Entwicklung und Stärkung eines positiven Lernklimas zuhause zu unterstützen und weiter zu entwickeln.
Hier noch ein paar Anregungen für wertschätzende Rückmeldungen:
- Ich bewundere deinen Mut, neue Herausforderungen anzunehmen.
- Ich bin so stolz auf deine Fortschritte! Du hast in letzter Zeit so viel gelernt.
- Ich bin stolz auf dich, dass du dich den Herausforderungen stellst. Das zeigt, wie stark du bist.
- Du bist ein wichtiger Teil unserer Gruppe, und ich schätze dich sehr.
- Du hast eine besondere Fähigkeit, andere zum Lachen zu bringen.
- Es ist toll zu sehen, wie viel Mühe du in deine Arbeit steckst.
- Deine Kreativität ist beeindruckend! Du denkst wirklich ganz neu.
- Ich bin so stolz auf dich, dass du dich getraut hast, deine Meinung zu sagen.
- Ich sehe, dass du viele Gedanken hast und dich gerne beteiligst. Das ist toll! Lass uns gemeinsam überlegen, wie du deine Beiträge so einbringen kannst, dass alle etwas davon haben.
- Du hast viel Energie, das ist eine große Stärke, besonders bei Aufgaben, bei denen man aktiv mitdenken muss.
- Ich schätze deine Mitarbeit sehr. Deine Beiträge bereichern den Unterricht.
- Es ist okay, Fehler zu machen. Sie sind ein wichtiger Teil des Lernprozesses, und ich schätze deinen Mut, es zu versuchen.
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