Eine wichtige – und am besten lebenslange! – Entwicklungsaufgabe ist der Umgang mit Konflikten, ohne dabei anderen weh zu tun. Wer darf zuerst schaukeln, das ist meine Puppe, der hat mich geschubst, …. Jeder, der mit Kindern z. B. als Eltern, Pädagoge oder im Verein zu tun hat, kennt Streit in vielen Varianten. Grundsätzlich ist das auch gut so, denn es ermöglicht zu lernen, gut miteinander umzugehen – gerade auch, wenn unvermeidliche Unstimmigkeiten auftreten.
Was also tun, wenn z. B. der Nachwuchs aus dem Kindergarten kommt und von Streit, vielleicht auch von Hauen und Schlagen erzählt? Hier einige Anregungen.
Nachfragen & Zuhören
Als Erwachsene haben wir die Tendenz, Kindern die Situation direkt erklären zu wollen und ihnen zu sagen, was zu tun ist. Dabei wäre es hilfreich – auch, wenn das Zurückhalten zunächst schwer fällt – erst einmal nachzufragen, um die Sichtweise und vor allem auch Gefühle des Kindes zu verstehen. Ich nenne dies das »Zugewandte-erzähl‘-mir-mehr-davon«.
Lösungen suchen & finden
Kinder werden so auch darin unterstützt, Gründe für einen Streit zu erkennen. Gemeinsam kann dann nach verschiedenen Lösungen im Umgang mit Konflikten geforscht werden. Ohne Schlagen und Zurückschlagen.
»(…) „Man kann fragen: Was könntest du denn tun, wenn du nicht zurückhauen darfst? Du könntest zum Beispiel dem anderen erklären, dass er dir weh getan hat und dass er dich auch mit Worten verletzt hat.“ Auf keinen Fall sollten Eltern, besonders Väter, ihre Kinder dazu ermutigen, sich nichts gefallen zu lassen oder einfach zurückzuhauen. Viel wichtiger ist es, den Kindern Wege aufzuzeigen, auf denen sie Konflikte anders lösen können als mit der Faust.«1
Kinder lernen so auch den konstruktiven Umgang mit eigenen Gefühlen sowie faires Miteinander und Verständnis füreinander. Dies, und die Ermutigung, sich in das andere beteiligte Kind hineinzuversetzen, fördert auch die so bedeutende Fähigkeit zu Empathie. 2
Erwachsene als Vorbilder
Große Bedeutung für Kinder hat selbstverständlich auch das Verhalten im Umgang mit Konflikten, das ihnen vorgelebt wird. Dazu gehört z. B., die eigene Meinung und eigene Interessen zu vertreten, ohne verletzend zu sein sowie Versöhnung und Entschuldigung nach einem Streit. 3
Körperliche Strafen und Gewalt im Umgang mit Kindern und in der Familie sind natürlich auch in diesem Zusammenhang tabu.
Wertschätzung vermitteln, Selbstwert und Konfliktfähigkeit stärken
Kinder mit hoher Selbstachtung können Misserfolge, auch im Umgang mit Gleichaltrigen, gut aushalten. Virginia Satir, eine der bedeutendsten Familientherapeutinnen, sieht eine selbstwertfördernde Familie geprägt durch eine Atmosphäre, »in welcher individuelle Verschiedenheiten geschätzt sind, in welcher Fehler toleriert werden, wo man offen miteinander spricht und wo es bewegliche Regeln gibt«.4 5
1 Eder, Ruth: „Was tun bei Raufereien?“. In: »Kizz«. http://www.kizz.de/kindergarten-und-krippe/kita-alltag/gewalt-im-kindergarten-was-tun-bei-raufereien (abger. am 17.06.2016).
2 vgl. »Empathie: Ich fühle was, was Du auch fühlst …« https://praxis-nicole-ernst.de/einfuehlungsvermoegen-empathie/
3 vgl. »Am liebsten immer Ja? Gute Gründe auch mal Nein zu sagen.« https://praxis-nicole-ernst.de/gute-gruende-nein-sagen/
4 Satir, Virginia: Selbstwert und Kommunikation. 1975.
5 vgl. »Selbstwert und Kommunikation« https://praxis-nicole-ernst.de/die-bedeutung-von-selbstwert-nach-v-satir/
Prof. Dr. Kurt Singer – Leitgedanken. Konflikte mit Kindern und Jugendlichen gewaltfrei regeln http://www.prof-kurt-singer.de/leitgedanken5.htm