Zunächst ist wichtig zu wissen: es gibt keinen ADS / ADHS – Test, der das Vorliegen einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung mit Sicherheit klärt. Vielmehr werden Merkmale abgefragt bzw. Checklisten durchgegangen. Dort wird dann bspw. erfragt, ob ein Schulkind uneinsichtig ist, schnell wütend wird, sich rasch ablenken lässt, klug ist und dennoch Lernprobleme hat, im Unterricht »träumt« usw.. Erfahrene und auch systemisch ausgebildetete Lerntherapeuten wissen, wie vielfältig die Gründe für solches Verhalten sein können.
So zeigen Schulkinder mit einer (möglicherweise noch unentdeckten) Teilleistungsschwäche im Lesen, Schreiben oder Rechnen häufig zunehmend Vermeidungsverhalten im Unterricht, bei den Hausaufgaben und Lernen, um sich vor frustrierenden Erlebnissen zu schützen. Geringer Selbstwert und Selbstzweifel legen sich dann mitunter wie ein »Schatten« auch auf andere Lebens- und Lernbereiche. Viele Familien kennen rund um das Lernen Spannungen oder auch (eskalierende) Konflikte, die das Familienleben belasten.
Oder: Schulkinder, die über- oder auch unterfordert sind reagieren nicht selten mit Vermeiden, Rückzug oder Unruhe, zeigen sich besonders empfindlich.
In meiner Praxis zeigt sich häufig, dass die beobachteten »Auffälligkeiten« ihren Grund haben und zwar einen, für den es passende Unterstützung gibt – ohne Tabletten. Das ist gut so, denn so werden Kinder ernst und wahr genommen in Ihrem Erleben, das sogar Eltern und anderen nahestehenden Menschen mitunter so nicht bekannt war.