Am liebsten immer Ja? Gute Gründe auch mal Nein zu sagen.

    Viele Eltern kennen solche Fragen:

    »Ich will einen Hund!«
    »Und wer soll mit ihm rausgehen?«

    »Dann einen Hamster.«
    »Aber Schatz, schau doch mal, du hast doch gar keine Zeit, dich um ihn zu kümmern.«

    »Lisa darf auch ein Kaninchen haben.«
    »Lisa spielt aber auch nicht Fußball.«

    »Gehen wir in den Zirkus mit den Elefanten?«
    »Lass uns doch lieber ins Schwimmbad gehen und danach Eis essen!«

    »(…)«
    »Och, jetzt sei doch nicht traurig.«
    »Dann versprich mir aber auch, dass du dich kümmerst!«

    In seinem Buch »Nein aus Liebe. Klare Eltern – starke Kinder«* erklärt der erfahrene Familientherapeut Jesper Juul, dass »zu viele halbherzige, indirekte, korrupte oder defensive Jas« die Eltern-Kind-Beziehung und die Entwicklung selbstbewusster Kinder belasten.

    Obwohl die meisten Eltern »am liebsten immer Ja zu ihren Kindern sagen« nennt Juul gute Gründe zum Nein-Sagen, natürlich sofern es nicht um elementare Bedürnisse z. B. nach Nähe, Sicherheit, Fürsorge oder Nahrung geht.

    Einige Vorteile des Nein

    • Kinder lernen, Bedürfnisse und Grenzen anderer zu respektieren
    • am Vorbild der Erwachsenen lernen Kinder, selbst auch Nein zu sagen, wenn man etwas nicht möchte.
    • das elterliche Vertreten eigener Werte und Ziele gibt Orientierung und hilft Kindern, sich in der Familie aufgehoben zu fühlen
    • Eltern übernehmen Verantwortung statt sie abzugeben; auch hierin dann Vorbild
    • ein echtes Nein ermöglicht auch ein Ja aus vollem Herzen

    Wie es gehen kann

    Nein »erfordert am meisten Umsicht, Engagement, Ehrlichkeit und Mut.« Juul nennt als Ziel »das persönliche Nein«:

    • eine klare persönliche Aussage
    • echt, authentisch, entspricht eigenen Grundüberzeugungen
    • nimmt sich selbst und den anderen ernst

    Es ist nicht

    • unpersönlich, schwammig, ausweichend
    • kritisierend, vorwurfsvoll
    • pädagogisches Statement, bemüht ‚richtig‘

    Das Kind seinerseits hat ggf. ein Recht auf Enttäuschung, Zorn oder Trauer nach einem Nein – dies gilt es einfühlend anzuerkennen und nicht zu überspielen oder zu relativieren.

    »Ich will einen Hund!«
    »Nein, das will ich nicht.««

    »Dann einen Hamster.«
    »Nein, ich finde wir können kein Tier artgerecht versorgen.«

    »Lisa darf auch ein Kaninchen haben.«
    »Dann sind Lisas Eltern da wohl anderer Meinung als ich.«

    »Gehen wir in den Zirkus mit den Elefanten?«
    »Nein, ich will mit meinem Geld nicht das schlechte Leben von Tieren im Zirkus unterstützen.«

    »(…)«
    »Ich verstehe, dass Du traurig bist und hoffe, das ist bald vorbei.«

    Konfliktbewältigung ohne Kränkung, ohne Vorwürfe, ohne Verlierer.

     
     
    * Jesper Juul: »Nein aus Liebe. Klare Eltern – starke Kinder«*, München 2008.

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